Romanische Doppelkapelle für Kasten NF 30
von Dieter Wellmann
opus 110 Januar 2008
Die Geschichte der Architektur und ihrer Baustile enthält eine Fülle von Themen und Formen, die für den praktizierenden AnkerSteinbaukastenFreund immer wieder neue Herausforderungen bietet.
Im 12. Jahrhundert bildete sich im Bau von Kirchenräumen in Burgen und Pfalzen eine Sonderform heraus: Die Verbindung zweier übereinander liegender Kapellen, die optisch und akustisch durch die Öffnung der Raummitte eine räumliche Einheit bilden. Eine Vorform der Emporenkirche.
Immer sind solche Doppelkapellen „von innen nach außen gebaut“! Entscheidend ist also die Raumgliederung innen. Aus ihr resultiert die kastenförmige Form dieser Bauten, deren Äußeres sich oft karg und wenig spektakulär präsentiert. Gewölbekonstruktionen findet man unten an den vier Seiten, oben aber den ganzen Raum überspannend.
Der Altarraum befand sich meistens im unteren Teil in einer Ost-Apsis. Diese Unterkirche war in der Regel dem Gesinde, den Untergebenen, dem “einfachen Fußvolk“ vorbehalten. Für die Ritter, Adligen, Herrschenden und ihren Hofstaat befanden sich Thron, Sitze, separate Emporen auf der oberen Ebene, den Blicken der Untergebenen entzogen. Auch die zweistöckige Apsis mit einem zusätzlichen Altar oben oder der von allen Seiten einsehbare Zentralaltar in Raummitte kommen vor.
Sicher war auch Mangel an Grundfläche innerhalb der Burgen Ursache für die Entwicklung solcher Doppelkapellen. Sie haben jedenfalls „Seltenheitswert“.
Einige Beispiele:
· St. Ulrich in der Kaiserpfalz in Goslar: Oktogon, 11. Jahrhundert ?
· Gotthardkapelle am Mainzer Dom, 1137
· Doppelkirche Schwarzrheindorf bei Bonn, 1151
· Kapelle im Turm der Nürnberger Burg, 1180 – mit offenen Emporen in der dritten Etage
· St. Crucis auf dem Fels in Landsberg bei Halle/Saale, um 1180
· Burgkapelle Neuenburg über Freyburg/Unstrut, 1220
· Schlosskapelle Rheda (mit nur einer Luke in der Mitte)
Im vorliegenden Ankerstein-Modell verbergen sich folgerichtig der Altar, vierseitige Doppelbogenfronten in zwei Etagen auf acht Säulen und das Geländer um die offene Mitte im Inneren des Modells und sind nur während des Auf- und Abbaus sichtbar. Gewissermaßen als Provileg dessen, der mit Geduld und Geschick hier weine Ankersteine schichtet.
Der Zentralaltar samt Bodenmosaik ist hier zwingend, weil die Säulen in der Wandmitte die Sicht auf einen Altar in der Apsis verstellen würden.
Die Gliederung auch der Außenwände in zwei Vertikalzonen ist ein Charkteristikum der Romanik. Eine Außentreppe verbirgt sich sichtbar hinter einer Bogengalerie, verbindet beide Ebenen und half, die herrschende von der dienenden „Klasse“ zu isolieren. So war das damals und noch durch viele Jahrhunderte.
Die typische „Maschikulierung“ unter dem Dachtrauf fällt auf jeder Seite etwas anders aus, im Modell als Konsequenz aus dem Bestand an kleinen Bögen 1#22 bis #126 und vorkragenden Steinen #337 bis #339 und #450 im Kasten Neue Folge 30. Bei originalen romanischen Bauten ist auch nicht alles einheitlich. Verschiedene Maurermeister mchten oft von individueller Gestaltungsfreiheit Gebrauch, und so erleben wir immer wieder originelle Einzelheiten und wissen: das ist keine Neo-Romanik, sondern echt. Ein gotisches Glockentürmchen mag als spätere Ergänzung angesehen werden. Da war beim besten Willen kein Rundbogen mehr übrig. Wiederum: „Der Rundbogen allein macht noch keine Romanik“! Auch der Beichtstuhl in der Apsis ist nur angedeutet.
Der Aufbau beginnt mit dem Altarmosaik, das im weiteren Verlauf nicht durch herabfallende Steine zerstört werden sollte.
Bauanleitung als PDF (18 MB)
Links zu den Doppelkapellen
Goslar: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/22/Goslar_Kaiserpfalz_frontal.jpg
Mainz: http://www.mainz.de/WGAPublisher/online/html/default/MKUZ-5T2LB2.DE.0
Schwarzrheindorf: http://de.wikipedia.org/wiki/St._Maria_und_Clemens_(Schwarzrheindorf)
Nürnberg: http://www.kaiserburg-nuernberg.de/deutsch/burg/oberkapelle.htm
http://www.kaiserburg-nuernberg.de/deutsch/burg/unterkapelle.htm
St. Cruzis: http://www.stadt-landsberg.de/index.php?cid=118025000057
Neuenburg: http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Neuenburg_(Freyburg)
Rheda: http://www.schloss-rheda.de/kapelle
Das modifizierte Modell der Romanischen Doppelkapelle
Beim Bauen gab es für mich nur die eine Hürde, der dreimal zerstörte Altar durch herabfallende Steine. Damit mir das nicht ein viertes Mal passiert, habe ich eine Pappe (Bild) eingelegt, die ich dann vor dem Schließen des Daches herausgenommen habe.
Wer mit den Ankersteinen Dächer baut, wird immer wieder die störenden gelben oder roten Linien der Dachunterbausteine sehen.
Eine Abhilfe ist hier das Steinsortiment mit den blauen Steinen (20x#21 und 12x#22).
Beim Modell von Dieter Wellmann sind die Dachunterbausteine nicht zu sehen, da die einzelnen Dachlagen immer 1/8 Stein überstehen. Neben dem Effekt, dass die Unterbausteine nicht zu sehen sind, bekommt das Dach auch eine steilere Dachneigung, was dem Gesamteindruck des Gebäudes nur positiv entgegenkommt. Mich haben die "Schuppen" trotzdem gestört, deshalb habe ich als Alternative die normale Lösung mit 45° Dachneigung gewählt.
Dass der Altar nicht zu sehen ist, ließ mich nach einer Lösung suchen, die durch die Verwendung der blauen Dachunterbausteine möglich wurde.
Anfangs hatte ich ein recht klobiges Kreuz auf den Altar gestellt, weil nur noch diese Steine übrig waren. Durch Tauschen von Steinen im Modell ist es aber möglich ein weit zierlicheres Kreuz zu erstellen. Bei obenstehenden Bild ist der Boden mit Steinen ausgelegt. Das hat den Vorteil, dass die Position der Pfeiler für die Gewölbebögen festgelegt ist. Ein nachträgliches Verschieben ist dann nicht mehr notwendig.
Diese Steine sind aber nicht mehr im Kasten 30 übrig. Wer diese Steine nicht hat, aber auf den Boden nicht verzichten möchte, kann sich diese, ebenso wie das Steinsortiment der blauen Steine, bei der Ankerfabrik bestellen.
Eine andere Möglichkeit ist, zuerst den Altar mit dem Mosaik zu bauen, dann die Pfeiler mit den ersten Gewölbebögen aufzustellen und dann erst die Außenmauern laufzuschichten. Jetzt ist nur noch auf den genauen Abstand der Außenmauern zu den Pfeilern zu achten.